Am 6. November haben wir 10 Jahre Community Cooking gefeiert! Ein idealer Augenblick, um gemeinsam mit vielen Besucher*innen, Freiwilligen und Kooperationspartner*innen zurück- und vorauszuschauen.
Wie alles begann
Die alte Ankerbrotfabrik, die in Wien Favoriten mehr als 100 Jahre lang Brot erzeugte und eine der wichtigsten Arbeitsstätten im Stadtteil war, legte zu Beginn der 2000er Jahre einen Teil ihrer Produktionsstätten still. Für die Caritas war dies der ideale Ort, um hier ein offenes Haus aufzubauen, das auch die Tradition des Orts, das Backen und Produzieren von Speisen und Lebensmitteln fortsetzte. So entstand das Kulturhaus Brotfabrik, das heute vielfältige Angebote beinhaltet. Die feierliche Eröffnung von Teilen der ehemaligen Fabrik als soziokulturelles Zentrum erfolgte im Herbst 2014.
Ab Frühjahr 2015 begann das Team von Community Cooking seine Tätigkeit. Besonders war von Anfang an, dass Menschen aus verschiedenen Kulturen involviert und qualifiziert wurden, um selbst die Gemeinschaftsküche mitzugestalten. Aus verschiedenen Communities kommend, erreichen sie viele weitere Menschen und laden zum Mitmachen in die Küche ein.
Highlights aus den letzten 10 Jahren
Ein besonderes Highlight war 2022 der Besuch des niederländischen Königspaars, gemeinsam mit dem österreichischen Bundespräsidenten und seiner Ehefrau und die damit verbundene Präsenz von Community Cooking sogar in internationalen Medien.
Gleichzeitig gibt es jede Woche viele leuchtende Momente in der Küche. Es kommen unterschiedliche Menschen zu uns, kochen und essen miteinander, verständigen sich über das gemeinsame Tun und über verschiedene Sprachen hinweg. Gerade Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrungen finden hier eine niederschwellige Gelegenheit, einfach vorbeizukommen und neue Kontakte und Netzwerke zu knüpfen. Sie bringen auch eigene Rezepte mit und nehmen so in der Gemeinschaftsküche neue Rollen ein, erhalten eine Bühne und werden selbst zu Gastgeber*innen.
Die Gemeinschaftsküche als Ort der Solidarität
Historisch betrachtet hatten Küchen schon immer auch eine politische Dimension: Bereits in den 1920er Jahren wurden im „Roten Wien“ im Erdgeschoss Gemeinschaftsküchen etabliert. Auch in Lima (Peru) entstanden in den 1970er Jahren, besonders in ärmeren Stadtvierteln, sogenannte „comedores populares“, in denen Frauen bis heute täglich für sich und ihre Nachbar*innen kochen. Diese Küchen bieten nicht nur Nahrung, sondern auch soziale Sicherheit, stärken die Selbstermächtigung der Frauen und ermöglichen ihnen die Teilnahme am Arbeitsleben.
Eine Gemeinschaftsküche steht als Symbol für Gesellschaft: Sie braucht Pflege, Mitwirkung und Vielfalt. Unterschiedliche Hintergründe, Erfahrungen, Perspektiven und Talente bereichern das Zusammenleben. Eine Küche, die nur Salz und Pfeffer kennt, bleibt eintönig. Eine Gesellschaft, die nur eine Sichtweise zulässt, ebenso. In jeder Küche ist die Diversität an Zutaten die Voraussetzung für das Gelingen verschiedener Kreationen. Ebenso lebt eine offene Gesellschaft vom Zusammenspiel der Unterschiedlichkeiten und davon, dass Menschen willkommen und hungrig sind, mitzugestalten und gemeinsam an einem Tisch Platz nehmen. Gemeinschaftsküchen sind ein wichtiges Beispiel dafür, wie zivilgesellschaftliches Handeln, Architektur und Stadtplanung zusammenwirken können, um lebendige und inklusive Nachbarschaften zu schaffen.
Community Cooking – Die Gazette
Aus Anlass von 10 Jahren Community Cooking ist auch eine Gazette entstanden. Viel Spaß beim Lesen!
Foto: Omar Abozeid